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Wie das Statistische Bundesamt kürzlich bekannt gab, schrumpfte die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. Hatte es in den beiden Quartalen davor noch zu einer Stagnation gereicht, sehen die Fachleute Deutschland aktuell am Rande einer Rezession. Diese Einschätzung deckt sich mit den Zahlen, die das Insolvenzgeschehen in den zurückliegenden 12 Monaten beschreiben.
So hat die Anzahl der vorläufig gemeldeten Insolvenzverfahren im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um 41,59 Prozent zugenommen. Hier sind im letzten Quartal bereits erste Folgen der in die Insolvenz geratenen Sigma-Gruppe zu beobachten, auch wenn diese Zahlen erst 2024 in der "normalen" Statistiken der eröffneten Verfahren vollständig zum Tragen kommen werden.
Eröffnete Verfahren - größter Anstieg jemals
Im Bereich der reinen eröffneten Insolvenzverfahren bei den Kapital- und Personengesellschaften ist mit einer Zunahme von 33,76 Prozent der größte Anstieg jemals zu beobachten. Nur der Anstieg zur Finanzkrise 2009 mit 30 Prozent war ähnlich hoch. Betroffen sind Unternehmen aller Größen – von kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu Konzernen. Allein in Gericht Berlin-Charlottenburg waren in vergangenen Jahr 775 Unternehmensinsolvenzen anhängig. Damit ist das Amtsgericht in Berlin weiterhin das Gericht mit den meisten Insolvenzverfahren in Deutschland. Bei den vorläufigen Insolvenzverfahren sticht 2023 das Amtsgericht in Bremen hervor. Hier gab es dreimal so viele Verfahren wie noch 2022, was damit zusammenhängen dürfte, dass Bremen als Gericht für die convivo-Gruppe zuständig ist.
Immer mehr Pflegeheime und Krankenhäuser rutschen in die Insolvenz
Dabei kann man convivo fast als exemplarisch für die Situation im Pflege- und Krankenhaussektor bezeichnen, wo 2023 ein Anstieg der Insolvenzanträge um 129 Prozent zu beobachten war. Allerdings gibt es auch positive Entwicklungen. So scheint im Energiesektor die Krise überwunden zu sein. Hier verzeichnete man im letzten Jahr bei den Insolvenzen einen Rückgang von 23 Prozent.
Auffällig ist bei der Rückschau auf 2023 der Anstieg der Verfahren, die in Eigenverwaltung durchgeführt werden. Von 2022 auf 2023 ist mit 68,18 Prozent ein signifikanter Anstieg zu beobachten, der zeigt, dass die Restrukturierungsbranche im vergangenen Jahr sehr viele Mandate hatte und aktuell wohl immer noch hat. Einen Anstieg gibt es auch bei den Verbraucherinsolvenzen - allerdings nur einen sehr geringen. Nach einem Rückgang von über 15 Prozent 2022, ausgelöst durch die RSB-Reform in 2021 (Verkürzung der Restschuldbefreiung von 6 auf 3 Jahre), sind die Verbraucherinsolvenzen 2023 um 1,72 Prozent gestiegen.
Fazit
Das Insolvenzgeschehen in Deutschland hat 2023 einen deutlichen Anstieg erfahren, auch wenn viele noch nicht von Insolvenzwelle sprechen wollen. Mit einem Blick auf 2024 muss auf Basis der Auswirkungen der Sigma-Insolvenz (KaDeWe, etc.) und zunehmende Schwierigkeiten im Handelssektor (Arko, Hussel, Eilles) mit einer weiteren Steigung gerechnet werden, so dass möglicherweise Ende 2024 der Höchststand der Anzahl der Unternehmensinsolvenzverfahren der letzten zehn Jahren erreicht werden kann.