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Forderungsbearbeitung 2.0: KI revolutioniert die Massenbearbeitung von Forderungen

Geschrieben von Michael Müller | 06.03.2025 09:52:24

Im letzten Beitrag "Von der manuellen zur KI-gestützten Forderungs­prüfung" sind wir ganz konkret auf den Aspekt der Forderungsbearbeitung und den damit verbundenen Herausforderungen, Vorteilen und die Rolle des Sachbearbeiters eingegangen. 

Der heutige Beitrag richtet sich insbesondere an Insolvenzkanzleien, welche in Großverfahren tätig sind.

Stellen Sie sich vor, Sie erhalten in einem Insolvenzverfahren plötzlich tausende von Forderungsanmeldungen. Eine Situation, die für viele Insolvenzverwalter Realität ist – und eine enorme logistische Herausforderung darstellt. Während kleine Verfahren noch relativ gut händelbar sind, bringen Großverfahren selbst erfahrene Kanzleien an ihre Grenzen.

Die besonderen Herausforderungen von Großverfahren

Bei Verfahren mit mehreren tausend Gläubigern potenzieren sich die üblichen Herausforderungen. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein mittelständisches Handelsunternehmen wird insolvent. 3.500 Gläubiger melden ihre Forderungen an – jeder mit eigenen Dokumenten, verschiedenen Vorlagen und damit individuellen Anforderungen an die Kanzlei. Angenommen, die manuelle Bearbeitung dauert bis zu 10 Minuten pro Forderung, so würde allein die Forderungsbearbeitung Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen.

Intelligentes Dokumentenmanagement als Game Changer

Hier kommt KI-gestütztes Dokumentenmanagement ins Spiel. Statt jedes Forderungsdokument manuell hochzuladen, zu benennen und einer Forderung zuzuordnen, kann Künstliche Intelligenz diese Schritte vollständig automatisieren. Die KI übernimmt die Routinearbeiten – die Kontrolle bleibt bei den Sachbearbeitern.

In der Praxis bedeutet das, die KI erkennt automatisch:

  • Art des Dokuments (bspw. Forderungsanmeldung)
  • Zugehörigkeit zu bestimmten Gläubigern
  • Relevante Informationen für die Insolvenztabelle

Dabei erfolgen die Verschlagwortung und Ablage zur Forderung vollautomatisch – ein enormer Zeitgewinn für die Sachbearbeiter. Laut aktuellen Berechnungen können Kanzleien so bis zu 450 Stunden pro Großverfahren einsparen.

Von der Theorie zur Praxis: Ein Fallbeispiel

Betrachten wir ein Beispiel-Szenario für eine Insolvenzkanzlei mit einem Großverfahren:

  • Das Verfahren umfasst 5.000 Gläubiger.
  • Die manuelle Bearbeitung jeder Forderung dauert im Durchschnitt 10 Minuten.
  • Mit KI-Unterstützung kann dieser Wert auf 3,5 Minuten pro Forderung reduziert werden.

Das bedeutet eine Einsparung von über 450 Stunden pro Großverfahren!

Die Mehrwerte im Überblick

Beschleunigte Bearbeitung: Automatische Erfassung & intelligente Datenextraktion reduzieren den Zeitaufwand erheblich.
Reduzierte Fehlerquote: KI erkennt Unstimmigkeiten schneller und kennzeichnet kritische Stellen für die manuelle Prüfung.
Weniger manuelle Arbeitsschritte: Forderungen werden direkt in das Dokumentenmanagementsystem eingepflegt – ohne zusätzlichen Upload oder händische Verschlagwortung.
Höhere Effizienz für die Kanzlei: Die eingesparte Zeit kann für wertschöpfende Tätigkeiten wie die juristische Prüfung genutzt werden.

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Automatisierung mit Qualitätssicherung & nahtloser Integration

Eine häufige Sorge bei der Automatisierung ist die Qualität der Ergebnisse. Doch die Praxis zeigt: Durch den Einsatz von KI sinkt die Fehlerquote sogar. Moderne Systeme erkennen Unstimmigkeiten oft schneller als das menschliche Auge und markieren kritische Stellen gezielt für die manuelle Überprüfung. So bleibt der Sachbearbeiter in der Kontrolle, während die KI die Routinearbeiten übernimmt.

Doch eine Automatisierungslösung entfaltet ihr volles Potenzial nur dann, wenn sie nahtlos in bestehende Kanzleiabläufe integriert wird. Entscheidend für den Erfolg sind:

Einbindung aller beteiligten Mitarbeiter von Anfang an
Klare Definition der Workflows, um Effizienz zu maximieren
Kontinuierliche Optimierung der Prozesse durch Praxis-Feedback
Regelmäßige Abstimmung mit Anwendern zur Feinjustierung der KI-Ergebnisse

💡Das Ergebnis? Höhere Effizienz, weniger Fehler & eine optimale Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.

Fazit: Wettbewerbsvorteil durch intelligente Automation

Die Fähigkeit, Großverfahren effizient zu bearbeiten, wird zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. KI-gestützte Automatisierung ist dabei nicht nur eine technische Innovation – sie verändert fundamental die Art, wie Insolvenzkanzleien arbeiten können. Wer heute investiert, ist für die Herausforderungen von morgen bestens gerüstet.